EBS: Weiter sinkende Studentenzahlen

Von am 17. September 2015
EBS

Die Zahl der neuen Studenten an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht ist erneut – wenn auch nur leicht – gesunken. Herbe Verluste gibt es vor allem bei den Bachelor-Studenten. Beim Vollzeit-MBA konnte sich die Schule von 16 auf 19 Studenten steigern. Katastrophal niedrig sind dagegen die Neuzugänge an der Law School.

Die Abwärtsspirale an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht geht weiter. Insgesamt 462 neue Studenten konnte die Hochschule in diesem Jahr gewinnen. Im Vorjahr waren es 470. Vor allem die Zahl der Bachelor-Studenten ist erneut auf jetzt 154 gesunken.

Wie dramatisch der Rückgang ist, zeigt der Blick in die Vergangenheit. In dem 2012 vorgelegten Wachstumsprogramm „EBS 2018″ wollte die EBS noch 350 Bachelor-Studenten pro Jahr aufnehmen. 2013 meldeten sich dann jedoch nur 214 an, 2014 nur noch 184 und jetzt noch einmal weniger.

Noch drastischer sind die Zahlen bei der Law School, deren Aufbau mit rund 24 Millionen Euro vom Land Hessen unterstützt wurde. Gestartet war man 2012 mit 116 Studenten, im Vorjahr waren 64 Studenten und in diesem Jahr sind es nur noch 55.

Erfreulich ist dagegen die Steigerung der Master-Studenten von 157 auf 203 Studenten, die den Rückgang  beim Bachelor weitergehend auffängt. Beim Vollzeit-MBA konnte die Schule immerhin 19 Studenten gewinnen. Im Vorjahr waren es 16. Beim Executive MBA Health Care hatten sich bis Mitte September neun Studenten angemeldet. Der Executive MBA, der gemeinsam mit der Durham Business School durchgeführt wurde, wurde im letzten Durchgang ausgesetzt und soll im Januar 2016 erneut starten.

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Ob sich mit weiter sinkenden – oder zumindest nicht steigenden – Studentenzahlen der bereits im laufenden Geschäftsjahr 2015 angekündigte „Break Even“ erreicht lässt, ist fraglich. Im April stand die EBS erneut kurz vor der Pleite und die Dietmar Hopp Stiftung und die EBS Alumni e.V. verzichteten auf die Rückzahlung gewährter Darlehen von 2,6 Millionen Euro, die Banken auf 2,8 Millionen Euro.

Im Juli wurde verkündet, dass die Dietmar Hopp Stiftung weitere Mittel zur Verfügung stellen, die Hochschule im Rahmen einer Spenden-Challenge unterstützen und dabei jede Spende der Alumni bis zum Höchstbetrag von zwei Millionen verdoppeln will. Bis zum 7.September sei laut Auskunft der EBS bereits über eine Million Euro an Spenden eingegangen.

Zudem sucht die Universität einen neuen Präsidenten und Vorsitzenden der Geschäftsführung. „Gesucht wird eine strategisch erfahrene, mit den zeitgemäßen Führungsmethoden und -instrumenten vertraute Persönlichkeit mit akademischer Exzellenz und unternehmerischem Talent. Sie soll mit Passion, Energie und hohem Engagement die strategischen Ziele der EBS innovativ weiterentwickeln“, heißt es in der Stellenausschreibung. Zudem solle der Kandidat „eine Persönlichkeit mit wissenschaftlichem Renommee und einem sehr guten, belastbaren Netzwerk, insbesondere in Deutschland, idealerweise auch im Bildungs- oder Forschungssektor“ sein und „Erfahrung in der betriebswirtschaftlichen Führung einer Organisation in vergleichbaren Positionen“ sowie „akquisitorische Fähigkeiten“ haben. Ob die EBS einen Kandidaten mit diesem Format findet, darf bezweifelt werden.

Der letzte Präsident Rolff Wolff musste – wohl auf Druck des neuen Aufsichtsrats – im April gehen. Man sei keinesfalls monatelang untätig gewesen, schreibt die EBS. In einem ersten Schritt seien die Voraussetzungen für die Berufung einer Findungskommission geschaffen worden. Nach der Ernennung der Mitglieder habe sich diese ihrer neuen Aufgabe gewidmet und sei mit der Suche nach einem neuen Präsidenten beauftragt worden.

Im Zusammenhang mit dem Abgang von Wolff stand auch zur Diskussion, ob man das Amt des Präsidenten und Geschäftsführers nicht besser trenne. Das ist nun wieder hinfällig. Es gehe darum, eine geeignete Persönlichkeit für dieses wichtige Amt zu finden, die gleichermaßen akademische und unternehmerische Expertise habe, schreibt die EBS. Zudem werde man gemeinsam mit dem neuen Präsidenten auch einen Hochschulkanzler berufen, der in leitender Funktion die Verwaltung der Universität zu verantworten habe.

An der Anzahl der Professoren an der EBS hat sich seit Juli 2015 nicht verändert. Damals hatte die Universität 34 Senior und Junior-Professoren (7 davon an der Law School) angegeben.

Nach wie vor ermittelt die Staatsanwaltschaft in Frankfurt gegen ehemalige EBS-Mitarbeiter wegen des Verdachts des gemeinschaftlichen Betruges. Es geht um mindestens 1,6 Millionen Euro Fördergelder, die zweckwidrig verwendet worden sein sollen. Wie erst vor kurzem erneut bestätigt wurde, gehört auch der ehemalige und langjährige EBS-Aufsichtsrat und hessische Finanz-Staatssekretär Walter Arnold zu den Beschuldigten.

Die EBS hatte in den Jahren 2009 bis 2012 rund 24 Millionen Euro Fördergelder vom Land Hessen für den Aufbau ihrer juristischen Fakultät bekommen. Ein Teil davon soll in die bereits seit 2010 unter Finanzproblemen leidende EBS Business School geflossen sein.

P.S.: Einige Leser haben sich beschwert, dass ich nicht erwähnt habe, dass die EBS im Masters in Management Ranking der FT vor kurzem Platz 11 weltweit belegt hat. Das ist natürlich ein großer Erfolg für die EBS. Allerdings hätte die EBS eigentlich gar nicht mehr am Ranking teilnehmen dürfen, weil sie die Re-Akkreditierung durch EQUIS im Frühjahr nicht geschafft hat und EQUIS wiederum Voraussetzung für die Teilnahme ist. Dabei hat die EBS jedoch korrekt gehandelt. Denn EQUIS hat der Schule erlaubt, die Akkreditierung noch ein weiteres Jahr zu führen und erweist sich damit einen Bärendienst. Denn gerade internationale Studenten, die viel stärker auf internationale Akkreditierungen achten, können nirgends erkennen, dass die EBS eigentlich keine Akkreditierung mehr hat und verlassen sich auf das Gütesiegel. Hier wäre zumindest ein Hinweis von EQUIS oder von der EBS notwendig. Dazu kommt, dass die EBS den gesamten Re-Akkreditierungsprozess noch einmal neu durchlaufen muss – ein klares Indiz dafür, dass die Schule nicht nur an ein paar Kleinigkeiten gescheitert ist.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.