EBS-Skandal: Keine neue Governance in Sicht

Von am 28. Februar 2012

Seit Anfang 2011 soll eine Kommission unter Leitung des ehemaligen Personalvorstands der Deutschen Bank, Ulrich Weiss, an neuen Governance-Strukturen an der EBS arbeiten. Passiert ist bisher noch wenig. Das zeigt das Beispiel von Professor Rolf Tilmes. Was aber noch erstaunlicher ist, der neue EBS-Präsident Rolf Cremer schweigt dazu.

Professor Rolf Tilmes hat viele Jobs. Er ist Geschäftsführer und Dean (Rektor) der EBS Business School und verantwortet die akademische Leitung der EBS Business School. Das beinhalte die „Führung der Academia mit 80 Professoren, 250 Doktoranden, 200 Unternehmenspartnern und 180 Business School Partnern in aller Welt ebenso wie die aktive Weiterentwicklung der betriebswirtschaftlichen Fakultät“, heißt es auf der Website.

Zudem leitet er seit 2008 das Department of Finance, Accounting & Real Estate an der EBS und hat dort den Stiftungslehrstuhl Private Finance & Wealth Management inne. Seit 2007 ist er weiter Geschäftsführer der EBS Executive Education und damit zuständig für die Weiterbildung der Hochschule.

Soweit so gut. Aber Tilmes ist auch noch wissenschaftlicher Leiter und Executive Director des PFI Private Finance Institute, das wiederum als Exklusiv-Dienstleiter in der Weiterbildung für die EBS tätig ist. Direktorin des PFI Private Finance Institute ist seine Frau, Jutta Tilmes.

Hinter letzterem wiederum soll die Finanzakademie-FER Financial Education and Research GmbH stehen, deren Geschäftsführerin ebenfalls Frau Tilmes ist und die an derselben Adresse wie die EBS Executive Education residiert. Schließlich soll das Gebäude Tilmes gehören. Als Geschäftsführer der EBS Executive Education ist Tilmes aber auch zuständig für die Kontrolle der Weiterbildungsaufträge für das von seiner Frau geleitete Institut.

Kein Wunder, dass Tilmes das PFI besonders am Herzen liegt. So verschickt der EBS-Rektor Pressemeldungen des Instituts sogar höchst persönlich. Und zwar unterzeichnet als: Vizepräsident, Geschäftsführer der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Dekan, Wissenschaftlicher Leiter/Executive Director PFI Private Finance Institute EBS Business School und Geschäftsführer EBS Executive Education GmbH.

Schließlich ist das Ganze ja eine lukrative Sache. So beträgt das Jahresergebnis der Finanzakademie-FER Financial Education and Research GmbH 2010 immerhin 111.171 Euro. „Einschließlich des zu berücksichtigenden Gewinnvortrags ergibt sich ein Betrag von 1.090.120 Euro, der zu verwenden ist“, heißt es in der Bilanz.

So erfolgreich war die EBS Executive Education GmbH, in der ja die gesamten Weiterbildungs-
aktivitäten der EBS gebündelt sind, nicht. Dort beträgt der Jahresüberschuss 2010 lediglich 39.308 Euro. Zusammen mit dem Gewinnvortrag ergibt sich ein Betrag von 115.524 Euro.

So weit, so normal bei der EBS. Denn Tilmes ist keine Ausnahme, auch andere Professoren verdienen gut mit ihren privaten Instituten. EBS-Präsident Rolf Cremer kennt das Problem und hat die Neuordnung der Executive Education zu seinem wichtigsten Thema gemacht. Schließlich kann die EBS nur hier die dringend benötigten Überschüsse für den Ausbau der Hochschule erwirtschaften.

Doch warum ist bisher nichts passiert? Immerhin hatte er seit seinem Amtsantritt schon neun Monate Zeit, um die brisante Ämter-Häufung zumindest etwas reduzieren. Auf die Anfrage, wie diese mit der angekündigten neuen Governance-Struktur zu vereinbaren ist, schweigt Cremer. Martin Bommersheim, Sprecher der von ihm beauftragten PR-Agentur HeringSchuppener, hält es nicht einmal für nötig, überhaupt auf die Frage einzugehen.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.