Deutsche MBA-Absolventen: Selten und gefragt

Von am 10. Februar 2011

Die Nachfrage der Unternehmen nach deutschsprachigen MBA-Absolventen übersteigt bei weitem das Angebot. Ihnen winken daher attraktive und gut bezahlte Jobs. Das behauptet Nunzio Quacquarelli, Geschäftsführer von QS, dem Veranstalter der World MBA Tour. Auch für die MBA-Messe, die im März in Frankfurt und Düsseldorf stattfindet, ist Quacquarelli optimistisch und hofft nach dem Einbruch im vergangenen Jahr auf bessere Besucherzahlen.

Für die World MBA Tour sei 2010 ein gutes Jahr gewesen, so QS-Chef Quacquarelli. Die weltweit 88 MBA-Messen waren gut besucht. Vor allem in Lateinamerika, in Indien und im Mittleren Osten strömten die MBA-Interessenten in Scharen zu den Messen, um sich dort über verschiedene MBA-Programme zu informieren. Nur in Deutschland lief es vor allem im Herbst weniger gut. „Frankfurt war weltweit die einzige Messe mit deutlich geringeren Besucherzahlen als im Vorjahr“, sagt Quacquarelli.

Vor ein paar Jahren haben sich noch über deutlich tausend Besucher für die Messe in Frankfurt registriert und rund 600 sind tatsächlich gekommen. Im Herbst 2010 hatten sich gerade mal 650 registriert, rund die Hälfte tauchte auf der Messe auf. Manche der ausstellenden Schulen war sogar der Meinung, dass es sogar noch weniger waren. In München hatten sich im Herbst 450 Besucher angemeldet, auch hier kam rund die Hälfte. In Düsseldorf, wo die World MBA Tour 2010 erstmals stattfand, sollen sich immerhin 200 Besucher über das MBA-Angebot informiert haben.

Grund für die geringe Nachfrage in Frankfurt sieht Quacquarelli vor allem darin, dass die Interessenten aus der Finanzbranche fehlten. „Das ist ein psychologisches Phänomen“ glaubt der QS-Chef. Viele hätten deshalb kein Interesse am MBA gezeigt, weil sie dachten, dass sie danach sowieso keinen Job in der Finanzbranche bekommen. Dabei hätten MBA-Absolventen 2010 durchaus sehr gute Jobs im Finanzsektor bekommen und auch in Deutschland hätten die Banken recht aktiv rekrutiert. „Es gab einfach eine Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung und dem Markt“, so Quacquarelli.

Das mag sein, widerspricht aber der verbreiteten Auffassung, dass die Nachfrage nach dem MBA-Studium immer dann boomt, wenn der Arbeitsmarkt schlecht ist. Wer seinen Job verloren hat, nutzt die Auszeit für die Weiterbildung. Wer noch einen Job hat, gibt ihn für das Studium eher auf, weil er im Moment sowieso keine Entwicklungsmöglichkeiten sieht.

Grund für die geringeren Besucherzahlen dürfte aber auch der weitgehende Rückzug des einstigen Exklusiv-Partners Handelsblatt aus der MBA-Berichterstattung sein. „Es gibt keine regelmäßige MBA-Berichterstattung mehr“, sagt Quacquarelli. Damit sei natürlich auch die MBA-Leserschaft ein Stück weggebrochen. Inzwischen kooperiere die World MBA Tour daher auch mit zahlreichen anderen Medienpartnern.

Aber auch bei den Business Schools hat der deutsche Markt offenbar an Attraktivität verloren. Waren im Herbst normalerweise 80 bis 90 Schulen in Frankfurt vertreten, so waren es 2010 gerade mal 64. „Vor allem die US-Schulen kommen seltener“, bestätigt Quacquarelli. Schließlich wüssten sie, dass die Deutschen genug Auswahl bei MBA-Programmen in Europa hätten und zudem eher einjährige MBA-Programme – gegenüber den meist zweijährigen US-Programmen – bevorzugten.

Deutschland bleibt für den QS-Chef daher ein schwieriger Markt. Dabei hätten Deutsche mit MBA beste Chancen. Weil es immer noch nur sehr wenige Deutsche mit einem MBA-Abschluss gebe, seien diese sehr gefragt. Sie bekämen daher nicht nur gute Jobs, sondern verdienten oftmals auch mehr als MBA-Absolventen aus englischsprachigen Ländern.

Auch deutsche Unternehmen würden mehr und mehr MBAs rekrutieren, selbst wenn so mancher Konzernvorstand weiter kritisch gegenüber der MBA-Ausbildung sei. „MBA-Absolventen, die in einem deutschen Unternehmen einsteigen, übernehmen meist schnell eine Führungsposition und rekrutieren dann gern MBAs“, so Quacquarelli.

Die nächste World MBA Tour findet am 14.März in Frankfurt und am 17.März in Düsseldorf statt. Erstmals gibt es auch eine Messe in Wien am 10.März.

www.topmba.com/mba-tour

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.