Aus für die FAZ Executive School

Von am 19. Juni 2014

Die FAZ Executive School gibt es nicht mehr. Ihre Aktivitäten werden in veränderter Form durch das FAZ-Institut fortgeführt. Damit ist das vom ehemaligen FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan 2012 vollmundig initiierte Projekt grandios gescheitert.

Schon am Mittwoch war die Website der FAZ Executive School abgeschaltet und der Verlag bestätigte: Die FAZ Executive School wird in ihrer bisherigen Form nicht fortgesetzt. Das aktuell laufende Seminarprogramm wird vom FAZ Institut fortgeführt, das künftig – in veränderter Form – auch die Aktivitäten der FAZ Executive School übernehmen soll.

Das Scheitern kommt wenig überraschend. Denn bis zuletzt fehlte der FAZ Executive School ein überzeugendes Konzept, mit dem sie sich im hart umkämpften Markt der hochkarätigen Managerweiterbildung behaupten wollte. Dafür waren die Ziele des damaligen FAZ-Geschäftsführers und maßgeblichen Initiators der Schule, Tobias Trevisan, umso unrealistischer. So sollte der Bereich Weiterbildung künftig ein Drittel der Verlagserlöse einspielen.

Gemessen am Umsatz der FAZ-Gruppe von 2011 wären das mehr als 90 Millionen Euro gewesen. Zum Vergleich: Die Duke Corporate Education, eine Ausgliederung aus der renommierten Duke University und einer der renommiertesten globalen Anbieter von Managerweiterbildung (seit Jahren auf Platz 1 im Ranking der Financial Times in der Customized Executive Education) hatte 2011 Einnahmen in Höhe von rund 36 Millionen Euro.

Den Floh, mit Weiterbildung viel Geld verdienen zu können, hatte Trevisan wohl auch der damalige Präsident der EBS Business School, Christopher Jahns, ins Ohr gesetzt. Dabei gab es offenbar auch Überlegungen, mit der bereits damals finanziell angeschlagenen EBS Business School zu kooperieren.

Anfang 2011 holte Jahns Trevisan dann in den Aufsichtsrat der EBS. Doch die Sache ging schief. Denn ungefähr mit seinem Eintritt tauchten erstmals die Untreue-Vorwürfe gegen Jahns auf. Im April 2011 erging ein Haftbefehl wegen Untreue-Verdacht gegen ihn (der außer Vollzug gesetzt wurde) und die EBS feuerte Jahns als Präsident und Geschäftsführer.

Just zu diesem Zeitpunkt, im Mai 2011, sicherte sich Jahns die Domains für die FAZ Business School. Kein Wunder, dass es auch immer wieder Gerüchte gab, dass Trevisan Jahns zum Geschäftsführer der neuen Business School machen wollte. Doch spätestens als im Mai 2012 Anklage wegen Untreue-Verdacht gegen Jahns erhoben wurde, platzte der Traum wohl. Seit April 2013 läuft der Strafprozess gegen Jahns. Eine Ende ist derzeit nicht absehbar. Geschäftsführer der FAZ Business School wurde Josef Krieg, bis dahin Leiter Neue Geschäftsfelder und wenig vertraut mit dem Markt für Managerweiterbildung – wie er selbst damals gestand.

Ein überzeugendes Konzept gab es nicht. „Business” verstehe man als Ort, an dem unsere Kunden arbeiten, und „School” als die Chance zum lebenslangen Lernen, für die wir einen einzigartigen Rahmen anbieten, schwurbelte man bei der neuen Frankfurter Allgemeine Business School. Angeboten werden sollten firmeninterne und maßgeschneiderte Veranstaltungen zu bestimmten Themen.

Im Juni 2013 wollte Krieg dann ein neues Konzept vorstellen und soll gegenüber der Personalwirtschaft betont haben, dass es Ziel sei, eine Top-Business-School zu werden. Im Juli 2013 hieß die FAZ Business School dann auf einmal FAZ Executive School. Angeboten werden sollten offene und firmeninterne Seminare, sogenannte Learning Journeys und Executive Master-Programme mit renommierten Hochschulen. Gleichzeitig gab FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan sein Ausscheiden aus der FAZ Verlagsgruppe bekannt.

Recht viel passierte nicht. Die Angebote glichen eher einem Gemischtwarenladen. Die Universität St.Gallen nutzte die FAZ Executive School als Vertriebskanal für eines ihrer Programme.

Seit Januar ist Thomas Lindner neuer Geschäftsführer bei der FAZ und räumt auf. Im Mai wurde bekannt, dass es Überlegungen gibt, die FAZ Executive School in das FAZ Institut zu integrieren. Knapp einen Monat später kam nun das endgültige Aus.

Mit ihrem Abenteuer Business School dürfte die finanziell angeschlagene FAZ einige Millionen Euro versenkt haben. Dabei hätte das renommierte Blatt durchaus Chancen gehabt, mit einem cleveren Konzept erfolgreich im Weiterbildungsmarkt mitzumischen – wenn auch nur langfristig und mit realistischeren Zielen.

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.