AACSB will Europa erobern

Von am 23. Mai 2014

Die AACSB International will ihre Aktivitäten in Europa verstärken und eröffnet ein regionales Büro in Amsterdam. Damit tritt die älteste und größte Akkreditierungsorganisation in verstärktem Wettbewerb mit der in Brüssel beheimateten EFMD und ihrem Gütesiegel EQUIS.

Mit 711 akkreditierten Schulen in 47 Ländern ist die amerikanische AACSB zwar noch immer bei weitem die größte Organisation, allerdings liegen drei Viertel der akkreditierten Schulen in den USA. Mit ihrem neuen Büro will die AACSB nun Europa, Afrika und den Mittleren Osten noch besser erschließen. Bereits 2009 hatte sie ein Büro in Singapur eröffnet und dadurch die Zahl der in Asien akkreditierten Schulen erhöht. Im Vergleich dazu dürfen lediglich 146 Schulen in 39 Ländern das EQUIS-Gütesiegel tragen, darunter nur drei US-Schulen.

Dabei unterscheiden sich beide Organisationen bei ihrem Vorgehen, auch wenn beide jeweils die gesamte Business School begutachten. Kernstück der Qualitätsprüfung bei der AACSB ist die sogenannte Mission einer Schule, also ihre Zielsetzung. Hat sich also eine Schule etwa zum Ziel gesetzt, auch Studenten ohne das notwendige Erststudium zum MBA zuzulassen und stimmt die dem Ziel entsprechende Studienqualität, stände der Akkreditierung nichts im Wege. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob das Programm auch überhaupt ein echtes MBA-Programm ist oder eher ein spezialisierter Master. Auch eine internationale Ausrichtung muss nicht sein, solange sie nicht in der Mission steht. Bei der AACSB geht es vor allem darum, dass die Hochschule Prozesse installiert hat, die den AACSB Standards entsprechen, wie etwa den Einsatz einer bestimmten Anzahl von akademisch qualifizierten Professoren.

Bei der EFMD geht es mehr um einen „holistischen Ansatz“. Die Schulen müssen begründen, warum ihre akademischen Programme exzellent sind. Das wird dann von Teams aus anderen Business Schools und Akkreditierungsausschüssen bewertet. Es geht also weniger um die Erfüllung bestimmter Standards als um einen von den Hochschulen selbst gesteuerten Prozess der Qualitätssicherung. Zudem fordert das EQUIS-Gütesiegel eine internationale Ausrichtung und berücksichtigt die Europäischen MBA Leitlinien, wonach der MBA per Definition ein allgemeiner Betriebswirtschafts-Abschluss ist. EQUIS gilt als deutlich schwieriger zu erreichen als AACSB.

Auch wenn beide Organisationen es nicht gern zugeben, stehen sie doch im direkten Wettbewerb und der dürfte sich durch das Amsterdamer Büro noch verschärfen. Dabei fährt man bei der AACSB schon seit einigen Jahren einen aggressiven Expansionskurs, der bei Insidern schon mal zu Stirnrunzeln führt. Das ist allerdings bisweilen auch bei EQUIS der Fall. So bekam die seit Jahren von Skandalen erschütterte EBS Business School ihre Akkreditierung 2012 wohl vor allem auch deshalb, weil ihr damaliger Präsident Rolf Cremer enge Kontakte zur EFMD hatte. Und ist man erst einmal akkreditiert, achtet dort offenbar niemand mehr darauf, wie serös oder unseriös eine Schule agiert.

In Deutschland haben derzeit neun Schulen das Gütesiegel der AACSB, bei EQUIS sind es vier

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.